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Stoffwindeln: Alles, was du wissen musst

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Inhalt

Stoffwindeln sind eine umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zu Wegwerfwindeln. Immer mehr Eltern entscheiden sich für Stoffwindeln, da sie nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für das Baby sind. Außerdem sind Stoffwindeln auf lange Sicht um einiges günstiger als Einwegwindeln.

Doch das Thema Stoffwindeln kann etwas überwältigend wirken. Aber keine Sorge, in diesem Artikel erfährst du alles, was du als Stoffwindel Anfänger oder Anfängerin wissen musst!

Anfangs gehe ich zunächst darauf ein, was Stoffwindeln genau sind und welche Vor- und Nachteile sie haben. Anschließend zeige ich dir, welche Stoffwindelsysteme es gibt, wie du die passende findest und was du alles sonst noch so brauchst. Zum Schluss habe ich für dich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du mit Stoffwindeln wickelst und sie richtig wäschst.

Was sind Stoffwindeln?

Stoffwindeln sind wie der Name schon sagt, Windeln aus Stoff. Sie werden nicht wie Wegwerfwindeln in den Müll geworfen, sondern sind waschbar und dadurch wiederverwendbar. Stoffwindeln bestehen aus einem saugenden Kern und einer flüssigkeitsundurchlässigen Schicht. Dabei hast du die Wahl zwischen verschiedenen Systemen und Materialien.

Die Windel hat innen einen Saugkern, der aus mehreren Schichten Stoff besteht. Die äußere Schicht ist wasserdicht und besteht entweder aus Polyurethanelaminate (PUL) oder Wolle. PUL ist eine wasserabweisende und atmungsaktive Beschichtung. Diese kennst du bestimmt von deiner Regenjacke. Bei den verschiedenen Systemen sind der Saugkern und die wasserdichte Schicht entweder getrennt oder miteinander vernäht. Um die Windeln verschließen zu können, gibt es Druckknöpfe, Windelklammern, Klettverschlüsse oder Bänder.

Stoffwindeln: Vorteile und Nachteile

Stoffwindeln sind eine umweltfreundliche Alternative zu Wegwerfwindeln und werden immer beliebter. Kein Wunder, denn sie haben viele Vorteile, wie z. B. Kosteneinsparungen und Verringerung von Hautirritationen beim Baby.

Allerdings auch einige Nachteile, wie z. B. den zusätzlichen Aufwand beim Waschen und Trocknen. Ich zeige dir die Vor- und Nachteile von Stoffwindeln, um dir bei der Entscheidung zu helfen, ob Stoffwindeln die richtige Wahl für dich und dein Baby sind.

Stoffwindeln Vorteile

  • Günstiger: Stoffwindeln haben zunächst einen hohen Anschaffungspreis (400-1.000 €), doch auf lange Sicht sind sie um einiges günstiger. Denn Wegwerfwindeln kosten auf die gesamte Wickelzeit berechnet mindestens 1.500 €!
  • Früheres Trockenwerden: Stoffwindeln geben deinem Baby eine Rückmeldung über die Ausscheidungen durch ein gewisses Nässegefühl. Dadurch fällt Kindern der Umstieg aufs Töpfchen leichter und sie werden schneller trocken als mit Wegwerfwindeln.
  • Bessere Hautverträglichkeit: Stoffwindeln sind im Vergleich zu Wegwerfwindeln atmungsaktiver und enthalten weniger/keine Chemikalien. Dadurch kommt es bei Babys mit Stoffwindeln viel seltener zu Hautausschlägen, einem wunden Po oder Windelpilz.
  • Gesündere Hüftentwicklung: Durch die dicken Stoffwindeln werden Babys breiter gewickelt. Dies wirkt sich positiv auf ihre Hüftentwicklung aus und kann Hüftprobleme vorbeugen.
  • Kaum Müll: Wegwerfwindeln machen in Deutschland 10 % des Hausmülls aus. Bis ein Kind trocken wird, verbraucht es um die 6000 Windeln. Das ist eine ganze Menge Müll! Bei Stoffwindeln fällt lediglich eine winzige Menge Müll durch Windelvlies an.
  • Geringerer Rohstoffverbrauch: Für die Herstellung von 6.000 Wegwerfwindeln braucht es eine Menge Rohstoffe, wie Erdöl und Zellulose aus Bäumen. Stoffwindeln werden aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und statt 6.000 brauchst du lediglich etwa 24 Stück.

Stoffwindeln Nachteile

  • Aufwändiger: Stoffwindeln müssen gewaschen, getrocknet und zusammengelegt werden. Außerdem müssen Babys mit Stoffwindeln häufiger gewickelt werden. Stoffwindeln sind also aufwändiger und zeitintensiver als Wegwerfwindeln, die nur in den Müll geworfen werden müssen.
  • Unterwegs unpraktisch: Unterwegs kann man Stoffwindeln nicht einfach in den Müll werfen, sondern muss sie in einer Nasstasche mit nach Hause transportieren. Auf Reisen muss man auf die Verfügbarkeit einer Waschmaschine achten, um alle 2–3 Tage waschen zu können.
  • Mehr Platz: Du brauchst einen Trockner oder jede Menge Platz, um die Stoffwindeln aufzuhängen.
  • Mehr Zubehör: Neben den Stoffwindeln selbst brauchst du noch einen Windeleimer, Wetbags für unterwegs und Wäschenetze.

Fazit: Lohnen sich Stoffwindeln?

Ja! Stoffwindeln liegen in puncto Kosten, Gesundheit, Rohstoffverbrauch und Müllvermeidung klar im Vorteil. Die Nachteile können durch eine gute Planung und Organisation minimiert werden. Stoffwindeln sind also definitiv eine Überlegung wert!

Stoffwindelsysteme: Was für Stoffwindeln gibt es?

Du hast die Wahl zwischen vielen verschiedenen Stoffwindelsystemen. Man unterscheidet zwischen einteilig (All-in-One), zweiteilig (All-in-Two) und dreiteilig (All-in-Three). Dabei gibt es aber nicht das eine System, das zu jedem passt. Folglich zeige ich dir die verschiedenen Stoffwindelsysteme, sodass du die zu deinen Bedürfnissen passende herausfindest.

All-in-One Stoffwindeln

All-in-One Stoffwindeln werden auch Einhöschenwindeln oder Komplettwindel genannt. Bei diesen sind der saugende Kern und die wasserdichte Schicht miteinander vernäht. Dadurch ähneln sie am ehesten den Wegwerfwindeln.

Bei einer All-in-One Stoffwindel sind alle Bestandteile zusammengenäht.

Sie eignen sich besonders für Babysitter, die Kita und Großeltern. Bei diesem System benötigst du, wenn du alle 2–3 Tage wäschst, etwa 20 Komplettwindeln, 20 Booster, 4 Nachtwindeln und 2 Überhosen.

  • Sind Wegwerfwindeln am ähnlichsten
  • Einfache und schnelle Handhabung, kein Falten und Einlegen nötig
  • Einfach zu waschen
  • One-Size erhältlich
  • Teuerstes System
  • Mehr Wäsche, da immer die gesamte Windel gewaschen werden muss
  • Nicht immer Trockner geeignet und trocknet sehr langsam
  • Saugstärke nicht flexibel anpassbar
  • Nicht für nachts geeignet

Pocket-Stoffwindeln

Pocket-Stoffwindeln oder auch Taschenwindeln genannt, sind eine Mischung aus All-in-One und All-in-Two. Denn sie sind ähnlich zu All-in-One, haben aber eine Öffnung, in die weitere Saugeinlagen hineingeschoben werden. Als Saugmaterial kannst du Mullwindeln, Prefolds, Einlagen oder Booster verwenden. Wie sich diese genau unterscheiden, erfährst du weiter unten.

Bei einer Pocket-Stoffwindel schiebst du Einlagen in die Öffnung.

Pocket-Stoffwindeln müssen auch komplett in die Wäsche, sind aber in der Saugstärke flexibel anpassbar. Du kannst sie vorbereiten und dann sind sie ebenfalls bestens für Babysitter, Kita und Großeltern geeignet. Wenn du alle 2–3 Tage wäschst, benötigst du 20 Pocket-Stoffwindeln, entsprechend viele Einlagen, 20 Booster, 4 Nachtwindeln und 2 Überhosen.

  • Saugstärke flexibel anpassbar
  • One-Size erhältlich
  • Trocknen schneller als AIO
  • Einlagen verrutschen nicht
  • Saugmaterial ist trocknergeeignet
  • Teilweise fummelig, Einlagen hineinzuschieben
  • Vorbereitung erforderlich, im Gegensatz zu AIO
  • Muss komplett gewaschen werden, wie AIO
  • Teures System

All-in-Two Stoffwindeln

Beim All-in-Two System sind Saugmaterial und Nässeschutz getrennt. Als Saugeinlage hast du die Wahl zwischen Mulltücher, Prefolds, Einlagen und Höschenwindeln. Als Nässeschutz dient eine Überhose aus PUL oder Wolle. Beim Wickeln wird dann nur die Saugeinlage ausgetauscht. Die Überhose kann verwendet werden, bis sie mit Stuhl in Kontakt gekommen ist.

Das All-in-Two System besteht aus einer Überhose mit einem beliebigen Saugmaterial.

Wickelst du ausschließlich mit Höschenwindeln, brauchst du etwa 24 Stück und 4–6 Überhosen aus PUL oder 2–4 Überhosen aus Wolle.

Entscheidest du dich für die Variante mit Einlagen, dann benötigst du etwa 25 Einlagen (Mullwindeln/Prefolds/Einlagen), 20–25 Booster, 6–8 Überhosen aus PUL oder 3–4 Überhosen aus Wolle, 3 Windelklammern, 4 Nachtwindeln (Höschenwindeln) und 2 Überhosen für die Nachtwindeln.

  • Günstigstes Stoffwindelsystem
  • Saugstärke sehr flexibel anpassbar
  • Weniger Wäsche, da Überhosen nicht jedes Mal gewaschen werden
  • Saugmaterial ist trocknergeeignet
  • One-Size erhältlich
  • Für nachts geeignet (je nach Saugmaterial)
  • Mehr Vorbereitung durch Falten und Einlegen notwendig
  • Einlage kann verrutschen
  • Höschenwindel trocknet sehr langsam

All-in-Three Stoffwindeln

All-in-Three bestehen aus drei Teilen: einer Saugeinlage, einer wasserdichten Innenwindel und einer Stoffaußenwindel. Die Innenwindel ist eine wasserdichte Wanne, die in die Außenwindel geknöpft wird. In die Innenwindel wird dann eine Saugeinlage geknöpft oder gelegt.

Das All-in-Three System besteht aus 3 Teilen: Außenwindel, wasserdichte Wanne und Saugmaterial.

Ist die Innenwindel beschmutzt, wird sie gewaschen, die Außenwindel kann dennoch weiterhin verwendet werden. Bei diesem System benötigst du 4 Außenwindeln (pro Größe), 10 Innenwindeln, 25 Einlagen, 4 Nachtwindeln und 2 Überhosen für die Nachtwindeln.

  • Weniger Wäsche: Außenwindel und Innenwindel müssen nicht immer gewaschen werden
  • Schmaler geschnitten, daher mehr Bewegungsfreiheit
  • Saugstärke flexibel anpassbar
  • Teurer, Festlegung auf einen Hersteller, da nicht kompatibel
  • Vorbereitung notwendig
  • Innenwindel kann verrutschen und auslaufen
  • Kein One-Size erhältlich
  • Das Saugmaterial kann nicht ums Kind gewickelt werden

Welche Saugeinlagen gibt es?

Wenn du das All-in-Two oder All-in-Three System gewählt hast, benötigst du neben Überhosen auch Saugmaterial. Doch auch wenn du das All-in-One System gewählt hast, brauchst du für die Nacht eine Kombination aus Saugmaterial und Überhose. Dabei hast du die Wahl zwischen verschiedenen Formen und Materialien.

Mulltücher: Am Günstigsten

Als Saugeinlage kannst du Mulltücher verwenden. Mulltücher sind aus Baumwolle und können auch als Spucktuch, Wickelunterlage oder Sichtschutz verwendet werden. Sie haben den Vorteil, dass sie besonders günstig sind (ab 2€ pro Stück erhältlich) und sehr schnell trocknen. Es gibt verschiedene Falttechniken, die du an die Größe und die Bedürfnisse deines Babys anpassen kannst.

Mülltücher können sowohl zu einem Steg (links) gefaltet, als auch ums Kind gewickelt werden (rechts).

Anfangs (bei Milchstuhl) solltest du die Mulltücher um den Popo wickeln und mit einer Windelklammer oder einem Klettgürtel befestigen. Später faltest du Mulltücher zu einem Rechteck und legst dieses in die Lasche der Überhose hinein. Achte beim Kauf von Mulltüchern, dass diese doppelt gewebt sind, damit sie mehr Saugkraft haben.

  • Sehr günstig
  • Trocknet schnell
  • Hohe Flexibilität durch Falttechniken

Prefolds: einfach & flexibel

Prefolds sind aus mehreren Schichten zusammengenäht und bestehen aus drei Kammern, die zu einem Rechteck gefaltet werden. Wie Mulltücher können auch Prefolds um den Po gewickelt und mit einer Windelklammer befestigt werden.

Prefolds können sowohl zu einem Steg (links) gefaltet, als auch ums Kind gewickelt werden (rechts).

Sie sind saugfähiger und einfacher zu handhaben als Mullwindeln und die Hauptnässezone ist verstärkt. Allerdings brauchen sie deshalb länger zum Trocknen und sind daher eher in Kombination mit einem Trockner empfehlenswert.

  • Einfache Handhabung

Einlagen: Am einfachsten

Einlagen sind schon vorgeformt und sehen ähnlich aus wie Damenbinden. Es gibt sie in vielen verschiedenen Formen und Materialien. Der große Vorteil ist, man muss nichts falten und du kannst sie direkt in die Überhose legen, reinschieben oder rein knöpfen.

Bildquelle: Blümchen

Sie bestehen aus mehreren zusammengenähten Schichten und trocknen daher langsamer.

  • Einfache Handhabung

Höschenwindeln: Am saugstärksten

Höschenwindeln sind keine Einlagen, die eingelegt werden, sondern komplette Windeln. Darüber wird dann die Überhose getragen. Sie umschließen also den ganzen Bereich, wodurch sie nicht so schnell auslaufen können. Außerdem sind sehr saugfähig, wodurch sie besonders für die Nacht geeignet sind. Du musst auch nichts falten und sind deshalb sehr einfach in der Handhabung.

Höschenwindeln sind besonders saugstark und bedecken den ganzen Windelbereich.

Leider trocknen sie nur sehr langsam, sind aber trocknergeeignet. Höschenwindeln sind aber um einiges teurer als Mullwindeln, Prefolds und Einlagen. Doch ganz gleich welches Stoffwindelsystem du wählst, empfehle ich dir für nachts Höschenwindeln plus Überhose zu verwenden.

  • Sehr saugstark
  • Für nachts empfehlenswert
  • Einfache Handhabung

Booster für noch mehr Saugfähigkeit

Booster sind kein alleiniges Saugmaterial, sondern werden immer in Kombination mit Mulltücher, Prefolds oder Einlagen verwendet. Reicht nämlich dessen Saugfähigkeit nicht aus, kannst du diese flexibel durch Booster erweitern.

Mit einem Booster kannst du die Saugkraft der Windel erhöhen.

Frottee

Frottee eignet sich durch die Oberflächenvergrößerung besonders für Milchstuhl. Daher wird er am besten als oberste Schicht, also direkt an der Haut vom Baby verwendet.

Booster aus Frottee gibt es fertig zu kaufen, du kannst aber auch Waschlappen verwenden oder Handtücher zuschneiden.

Booster aus Hanf

Hanf hat die Fähigkeit, sehr viel aufzusaugen, ist dabei aber nicht so schnell wie Baumwolle. Daher legst du einen Booster aus Hanf unter die Saugeinlage (Mulltuch, Prefold, Einlage), also nicht direkt an der Haut des Babys.

Hanf eignet sich sehr gut als Booster, da er viel Saugfähigkeit besitzt, dabei aber im Vergleich zu Baumwolle mit dem gleichen Saugvolumen sehr viel dünner ist.

Überhosen: PUL oder Wolle?

Saugmaterial nimmt die Flüssigkeit auf. Doch damit die Kleidung deines Babys trocken bleibt, brauchst du noch einen Nässeschutz. Dabei hast du die Wahl zwischen PUL oder Wolle.

PUL-Überhosen

PUL ist ein mit Polyurethan beschichteter Stoff, also eine Membran aus erdölbasiertem Kunststoff. Diesen kennst du bestimmt auch von Outdoorbekleidung. PUL ist wasserabweisend und dennoch atmungsaktiv.

Überhosen aus PUL gibt es in vielen süßen Designs.
  • Pflegeleicht
  • Wasserabweisend
  • Viele verschiedene Designs erhältlich
  • Sehr dünn
  • Nicht plastikfrei, nicht biologisch abbaubar
  • Beschichtung kann bei falschem Umgang beschädigt werden
  • Müffelt nach mehrmaligem tragen, trotz auslüften

Wollüberhosen

Wolle ist von Natur aus feuchtigkeitsabweisend, atmungsaktiv, und antibakteriell. Durch den temearaturausgleichenden Effekt der Wolle wärmt sie im Winter und kühlt im Sommer. Außerdem ist sie ein nachhaltiger Rohstoff, der biologisch abbaubar ist. Allerdings müssen Wollüberhosen von Hand gewaschen werden oder in der Maschine, wenn diese ein Wollwaschprogramm enthält.

Überhosen aus Wolle bestehen aus natürlichen Materialien.

Da Wolle Schweiß und Urin neutralisiert, musst du sie deutlich seltener waschen als Überhosen aus PUL. Nur wenn sie müffelt oder Stuhlgang auf der Hose landet, muss sie gewaschen werden. Damit die Wollüberhose dicht hält, muss sie aber regelmäßig gefettet werden.

  • Von Natur aus feuchtigkeitsabweisend
  • Antibakteriell
  • Temperaturausgleichend
  • Atmungsaktiv
  • Plastikfrei
  • Biologisch abbaubar
  • Muss seltener gewaschen werden
  • Nicht vegan
  • Aufwändiger durch ggf. Handwäsche und das regelmäßig erforderliche Einfetten
  • Schlupfüberhosen nicht größenverstellbar

Es gibt verschiedene Arten an Wollüberhosen. Wollüberhosen mit Klett oder Druckknöpfen sehen aus wie die Überhosen aus PUL und sind ebenfalls in der Größe verstellbar. Dann gibt es noch Bindecover, die mithilfe eines Bandes verschlossen werden, ohne Gummi auskommen und an die Größe anpassbar sind.

Ein Bindecover wird mit einem Band verschlossen. Bildquelle: Allerlei Windeln

Wollschlupfhosen hingegen haben keinen Verschluss, da sie wie eine Hose übergezogen werden. Daher sind sie nicht in der Größe verstellbar und müssen jeweils immer neu in der passenden Größe gekauft werden.

Eine Wollschlupfhose wird wie eine Hose übergezogen.

Sie werden über Höschenwindeln oder um den Po gewickelte Mullwindeln/Prefolds angezogen, denn es lassen sich keine Einlagen direkt in die Wollüberhose hineinlegen.

Welches Stoffwindelsystem passt zu meinen Bedürfnissen?

Insgesamt ist die Wahl des Stoffwindelsystems von den Bedürfnissen und Vorlieben der Eltern abhängig. Es gibt kein „richtiges“ oder „falsches“ System, es geht darum, was am besten zu den individuellen Anforderungen passt.

Stoffwindeln für ein Neugeborenes

Möchtest du ab Geburt deines Babys mit Stoffwindeln wickeln, rate ich dir zu extra Stoffwindeln für Neugeborene. Du fragst dich, ob sich das wirklich lohnt, obwohl sie nach kurzer Zeit schon zu klein für das Baby sind statt einfach One-Size Windeln zu verwenden? Aus folgenden Gründen ist es ratsam, Newborn Stoffwindeln zu wählen:

  • Mehr Bewegungsfreiheit
  • Der Nabel ist frei und kann dadurch besser abheilen
  • Die Windel ist nicht zu groß, wodurch du auslaufen vermeidest
  • Die Kleidung passt besser, da eine One-Size Windel dicker ist

Newborn-Stoffwindeln passen meist von 2,5 kg bis 6 kg, One-Sieze-Stoffwindeln passen meist ab 4,5 bis 15kg. Um deinen Geldbeutel zu schonen, kannst du die Newborn Windeln gebraucht kaufen oder mieten, da sie sowieso nur eine kurze Zeit (4-8 Wochen) benutzt wurden. Ein komplettes Newborn-Stoffwindel-Set ist schon ab 70 € für 4 Wochen erhältlich. Zudem bekommst du verschiedene Systeme, wodurch du diese testen kannst.

Welche Stoffwindeln für Neugeborene?

Damit der flüssige Milchstuhl nicht andauernd auf der Überhose landet, eignen sich dünne Höschenwindeln oder du faltest dir ein Höschen aus einem Mulltuch oder Prefold, welches du mit einer Windelklammer befestigst.

Mullwindeln eignen sich perfekt für Neugeborene, da man sie ums Kind wickeln kann.

Mulltücher und Prefolds haben den Vorteil, dass du sie ab Beikost zu einem Rechteck falten kannst und in die Überhose legst. Ein günstiges System, dass du unterschiedlich anwenden kannst und daher lange was davon hast. Bei Bedarf kannst du als oberste Schicht (direkt an der Haut) einen Booster aus Frottee verwenden.

Welche Mullwindeln für Neugeborene?

Für ganz zarte Neugeborenen und Frühchen verwendest du am besten 50 × 50 cm Mullwindeln. Ab 3,5 kg kannst du schon die 60 × 60 nehmen, die passen dann bis etwa 8–9 kg.

Wie viele Stoffwindeln für Neugeborene benötige ich?

Je nach Ausscheidungsverhalten des Babys sind mindestens 8 und bis zu 12 Windeln pro Tag nötig. Wäschst du jeden dritten Tag, brauchst du Material für mindestens 32 bis zu 48 Wickelintervalle, um die Zeit zu überbrücken, bis die gewaschenen Windeln wieder einsatzbereit sind.

Natürliche Materialien & plastikfrei

Du möchtest auf synthetische Stoffe und PUL-Überhosen verzichten? Dann sind Mulltücher, Prefolds oder Höschenwindeln aus Baumwolle das Saugmaterial deiner Wahl. Als Booster kannst du Hanfeinlagen oder Frottee verwenden.

Statt PUL-Überhosen verwendest du dann Wollüberhosen als Nässeschutz. Es gibt Wollüberhosen mit Klettverschluss, Druckknöpfen oder zum Binden (Bindecover). In diese kann Saugmaterial hineingelegt werden oder sie werden über gewickelte Mulltücher/Prefolds oder Höschenwindeln angezogen.

Mit Mullwindeln und Überhosen aus 100% Wolle kann man plastikfrei wickeln.

Dann gibt auch noch sogenannte Wollschlupfüberhosen. Darunter ziehst du deinem Baby entweder ein um den Po gewickeltes Mulltuch/Prefold (befestigt mit einer Windelklammer oder Klettgürtel) oder Höschenwindeln an.

Wenn du keine Windelklammer, keine Druckknöpfe oder Klettverschluss aus Plastik verwenden möchtest, gibt es auch sogenannte Bindewindeln. Bindewindeln bestehen aus Baumwolle und dienen als zusätzliches Saugmaterial (Achtung, Verwechslungsgefahr mit Bindecovern aus Wolle: Bindewindeln sind kein Nässeschutz!).

Strickbindewindeln sind Saugmaterial, welche ums Kind gebunden werden. Bildquelle: Disana

Ein komplett plastikfreies System wäre demnach: Als Saugmaterial Mulltuch oder Prefold, welches in eine Bindewindel (Saugmaterial und Befestigung) gelegt wird. Darüber kommt dann eine Wollschlupfhose als Nässeschutz.

Besonders saugstark & für die Nacht

Anfangs brauchst du keine extra Nachtwindel, sondern kannst die Windeln, mit denen du tagsüber wickelst, auch für die Nacht nehmen. Doch mit zunehmenden Alter nimmt auch die Urinmenge zu. Daher brauchst du dann für die Nacht saugstärkere Windeln als tagsüber. Hinzu kommt, dass nachts seltener gewickelt wird.

Ein besonders saugstarkes System sind Höschenwindeln plus Überhose. Daher eignen sich diese auch besonders für nachts. Höschenwindeln haben auch den Vorteil, dass der gesamte Bereich saugstark bedeckt ist. Dadurch hält sie dicht, ganz gleich, wie dein Baby liegt. Allerdings trocknen Höschenwindeln sehr langsam.

Eine Höschenwindel kombiniert mit einer Wollschlupfhose ist die saugstärkste und auslaufsicherste Möglichkeit!

Ist dein Kind ein Wenigpiesler, kannst du auch nachts das System Überhose mit Mullwindel oder Prefold verwenden. Wickle dabei das Mulltuch oder Prefold um den Po des Babys. Die Saugstärke erhöhst du dann mithilfe eines Boosters, z. B. aus Hanf.

Geringe Kosten

Du möchtest, dass die Stoffwindeln so günstig wie möglich sind? Dann sind Mullwindeln aus Baumwolle das Saugmaterial deiner Wahl, denn diese gibt es schon ab 2 € pro Stück! Um die Saugfähigkeit bei Bedarf zu verstärken, kannst du alte Handtücher zuschneiden oder Waschlappen verwenden.

Als Überhose nimmst du am besten welche in One-Size, denn diese wachsen mit dem Kind mit und du brauchst nicht immer wieder welche in einer neuen Größe zu kaufen. Alternativ kannst du auch lange Wollschlupfhosen als Nässeschutz verwenden. Diese musst du zwar immer wieder in der passenden Größe kaufen, du hast dabei aber Windel und Hose in einem.

Einfache Handhabung

Du hast keine Lust auf Falten und das Kombinieren von verschiedenen Einlagen? Dann sind Höschenwindeln mit Überhose das richtige für dich. Diese sind schnell angelegt, gerade wenn dein Kind ungeduldig ist. Du brauchst dich nicht mit irgendwelchen Falttechniken auseinander zusetzen oder welche Saugmaterialien sich wann eigenen und wie sie kombiniert werden.

Einfach anziehen und darüber noch eine Überhose, ganz gleich, ob Tag oder Nacht, du hast immer saugstarke Winden. Da Höschenwindeln lange zum Trocknen brauchen, ist dieses System eher in Kombination mit einem Trockner empfehlenswert.

All-in-One Stoffwindeln sind auch einfach in der Handhabung, sind aber nicht für nachts geeignet. Daher brauchst du für die Nacht noch Höschenwindeln mit Überhose. Da All-in-One Stoffwindeln nicht so saugstark sind, müssen sie öfters durch das Hineinlegen eines Boosters erweitert werden.

Die Mischung macht’s

Du kannst dich nicht für ein System entscheiden? Du musst dich nicht auf ein einziges System festlegen, du kannst auch mehrere mixen. Beispielsweise wählst du Mulltücher mit Überhosen für tagsüber, da die Windeln günstig sind und schnell trocknen.

Für nachts eignen sich dann Höschenwindeln mit Überhosen, da diese besonders saugfähig sind und den ganzen Bereich umschließen. Wird dein Baby von vielen verschiedenen Personen gewickelt, bietet es sich an, ein paar All-in-One Windeln parat zu haben.

Was brauche ich alles, um mit Stoffwindeln zu wickeln?

Um mit Stoffwindeln zu wickeln, brauchst du natürlich die Stoffwindeln selbst in ausreichender Menge. Als Richtwert gilt, dass man etwa 6 Windeln pro Tag braucht. Wäschst du alle 3 Tage, benötigst du 3*6=18 Windeln. Während diese trocknen brauchst du für den 4. Tag auch nochmal 6 Stück, also insgesamt 24 Windeln. Möchtest du ab Geburt mit Stoff wickeln, erfährst du weiter oben mehr über Newborn-Stoffwindeln.

Je nach gewähltem System unterscheidet sich die Menge der einzelnen Bestandteile etwas:

  • All-in-One: 20 Windeln + 20 Booster + 4 Nachtwindeln + 2 Überhosen
  • Pocketwindeln: 20 Windeln + 20 Einlagen + 20 Booster + 4 Nachtwindeln + 2 Überhosen
  • All-in-Two (Höschenwindeln): 24 Stück (wovon 4 Nachtwindeln) + 4 Überhosen
  • All-in-Two (Einlagen): 20-25 Einlagen (Mullwindeln/Prefolds/Einlagen) + 20-25 Booster+ 6-8 Überhosen (PUL) oder 3-4 (Wolle) + 3 Windelklammern + 4 Nachtwindeln + 2 Überhosen für die Nachtwindeln
  • All-in-Three: 4 Außenwindeln (pro Größe) + 10 Innenwindeln + 25 Einlagen + 4 Nachtwindeln + 2 Überhosen für Nachtwindeln

Kaufe gerne ein paar mehr, um auch bei unerwarteten Zwischenfällen noch genug als Backup zu haben. Darüber hinaus brauchst du noch folgendes Zubehör:

  • 2 große Wetbags oder einen Windeleimer zu Aufbewahrung der Stoffwindeln bis zum nächsten mal Waschen
  • 2 kleine/mittelgroße Wetbags, um benutzte Stoffwindeln unterwegs zu transportieren
  • 2 Wäschenetze, um PUL-Überhosen schonend zu waschen
  • 2 Rollen Windelvlies: Windelvlies sind dünne papierartige Rechtecke, die du als oberste Schicht auf die Windel legst. Damit kannst du den Stuhl (ab Beikost) einfach entsorgen und schonst damit die Windel vor grober Verschmutzung. Windelvlies wird dann im Restmüll entsorgt.
  • 25–50 Waschlappen oder waschbare Feuchttücher, um dein Baby beim Wickeln zu säubern
  • Vollwaschmittel, um Saugmaterial zu waschen. Es enthält bereits Sauerstoffbleiche, wodurch die Windeln hygienisch sauber und gebleicht werden.
  • Colorwaschmittel, um PUL-Überhosen schonend zu waschen, wenn sie nur mit Urin in Kontakt gekommen sind.
  • Wollwaschmittel und Wollfett, um Wollüberhosen zu waschen und zu fetten

Mit Stoffwindeln wickeln: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Mit Stoffwindeln zu wickeln mag auf den ersten Blick etwas einschüchternd und überfordernd wirken, es ist aber eigentlich relativ einfach und kann schnell zur Routine werden. In dieser Anleitung erkläre ich dir Schritt-für-Schritt, wie du mit Stoffwindeln richtig wickelst und was es dabei zu beachten gibt.

Schritt 1: Einwaschen (nach dem Kauf)

Bevor du die Stoffwindeln verwendest, solltest du sie zunächst einwaschen. Die Saugmaterialien entfalten ihre Saugfähigkeit erst nach mindestens 3 mal waschen. Wollüberhosen müssen nach dem Kauf gewaschen und anschließend gefettet werden, damit sie dicht halten. Wie das geht, erfährst du weiter unten.

Schritt 2: Windeln vorbereiten

Abgesehen von den All-in-Ones, müssen die Windeln jeglicher Windelsysteme vorbereitet werden. Damit du immer direkt eine frische Windel schnell parat hast, lohnt es sich, in einer ruhigen Minute ein paar Windeln vorzubereiten. Die genaue Vorbereitung unterscheidet sich von System zu System.

Stelle One-Size Windeln schon in passender Größe ein. Hast du AI2 mit Mulltücher oder Prefolds? Falte die Einlagen entsprechend und lege sie in die Laschen der Überhose. Benutzt du Pocket-Stoffwindeln, kannst du diese auch schon mit Sauglagen bestücken.

Bei jeglichem System können auch Zusatzeinlagen/Booster verwendet werden, diese kannst du ebenfalls schon in die Windel legen. Lege zum Schluss auf die oberste Schicht Windelvlies (ab Beikost), egal welches Stoffwindelsystem du verwendest.

Ab Beikost kommt als oberste Schicht ein Windelvlies drauf.

Schritt 3: Benutzte Windel ausziehen

Ziehe die Windel aus. Säubere ggf. den Popo mithilfe eines Waschlappens und warmem Wasser oder selbstgemachten wiederverwendbaren Feuchttüchern. Nehme das Windelvlies aus der Windel und befördere damit den Stuhl in der Toilette. Das Windelvlies selbst entsorgst du im Restmüll.

Sind die Saugmaterialien und das Windelvlies lediglich nass, kommen diese in die Windeltonne oder einen großen Wetbag. Sind Saugeinlagen und ggf. Überhose verschmutzt, legst du sie zunächst einmal beiseite, bis du dein Kind fertig gewickelt hast.

Schritt 4: Neue Windel anlegen

Lege das Baby so auf der Windel, dass der obere Rand der Windel direkt unterhalb des Bauchnabels liegt. Ziehe die Vorderseite der Windel zwischen den Beinen nach oben und verschließe sie. Hast du Höschenwindeln mit Überhose, dann gilt das gleiche auch für die Überhose. Achte bei einem Jungen darauf, dass der Penis gerade nach unten zeigt, sonst kann die Windel am Bauch oder an der Seite auslaufen.

Ganz wichtig: Schiebe die Beinbündchen in die Beinfalte!

Schritt 5: Auf richtigen Sitz achten

Im Gegensatz zu Wegwerfwindeln, gehen Stoffwindeln bis zur Hüfte statt bis zur Taille. Achte darauf, dass die Windel nicht am Bauch einschneidet. Ein bis zwei Fingerbreiten Platz sollten zwischen Windel und Bauch sein.

Das Saugmaterial sollte nicht hinausschauen.

Schaue, dass die Beinbündchen an den Beinchen anliegen oder dort keine Lücke zu sehen ist. Kontrolliere zum Schluss, dass kein Saugmaterial herausschaut.

Schritt 6: Aufräumen

Ziehe nun dein Kind an. Achte darauf, dass die Kleidung nicht zu eng ist, um die Bewegungsfreiheit des Kindes nicht einzuschränken und um die Spreizhaltung in der Trage zu ermöglichen. Wähle ggf. eine Nummer größer und nutze eine Bodyverlängerung, damit dieser trotz dickem Saugmaterial über den Windelpopo passt. Nehme nun das Baby in die Trage oder lege es ab, um zum Aufräumen die Hände freizuhaben.

Wasche verschmutzte Saugmaterialien von Hand aus und lasse diese vortrocknen, bevor du sie in den Windeleimer wirfst. Ist Milchstuhl in der Windel, brauchst du diesen nicht vorher von Hand auszuwaschen. Verschmutzte Überhosen wischst du mit einem nassen Waschlappen aus. Sind die Überhosen lediglich nass, lässt du sie lüften und kannst sie später wiederverwenden. Zum Schluss kannst du eine neue, vorbereitete Windel parat legen.

Stoffwindeln waschen: Wie bekomme ich Stoffwindeln sauber?

Generell solltest du die Wasserhärte bei dir kennen. Das gilt nicht nur für Stoffwindeln, sondern für das Waschen jeglicher Wäsche. Dadurch kannst du die richtige Dosierung des Waschmittels wählen. Herausfinden kannst du die Wasserhärte über wasserhaerte.net, indem du deinen Wohnort eingibst.

Wenn du dir Sorgen um die Hygiene machst, kannst du 1x im Monat deine Waschmaschine reinigen. Wie das geht, erfährst du in dieser Anleitung.

Bild Periodenunterwäsche in Waschmaschine waschen

Nach dem Kauf solltest du die Stoffwindeln waschen. Wasche sie bei 40°-60° mit dem Programm Koch-/Buntwäsche. Dosiere das Waschmittel nach Herstellerangabe für die Wasserhärte an deinem Wohnort und mittlerem Verschmutzungsgrad.

Damit Saugmaterialien aus Baumwolle, Bambusviskose, oder Hanf ihre volle Saugfähigkeit entfalten, ist sogenanntes Einwaschen erforderlich. Dafür wäschst du sie mit denselben Einstellungen dreimal hintereinander. Lasse sie zwischen den Waschgängen trocknen.

Saugmaterial waschen

Saugeinlagen solltest du alle 2–3 Tage waschen, da du sie nicht länger lagern solltest. Du musst sie aber nicht alleine waschen, sondern kannst sie gemeinsam mit Handtüchern, Geschirrtüchern und Unterwäsche waschen.

Richtige Lagerung bis zur Wäsche

Um Bakterienvermehrung zu mindern, sollten die Saugmaterialien bis zur Wäsche kühl gelagert werden. Bewahre sie also nicht in der Nähe einer Heizung auf und setze sie nicht Sonneneinstrahlung aus. Damit die Stoffwindeln nicht anfangen zu stinken sollte Sauerstoff dran kommen, ansonsten kann Ammoniak entstehen.

Daher eignet sich zur Lagerung am besten ein Windeleimer, bei dem du den Deckel offen lässt. In den Windeleimer hängst du ein Wäschenetz, was du direkt so mitwaschen kannst. Satt einem Windeleimer kannst du auch einen großen Wetbag verwenden, bei dem du den Reißverschluss offen lässt. Den Wetbag stülpst du dann einfach um, um die Wäsche in die Waschmaschine zu befördern und wäschst ihn auch direkt mit.

Eine Windeltonne mit Pail Liner. Bildquelle: Windelmanufaktur

Verschmutzte Windeln wäschst du direkt nach dem Wickeln von Hand aus, um Flecken und Rückstände zu vermeiden. Diese solltest du aber nicht direkt patschnass in den Windeleimer/Wetbag werfen, sondern zunächst vortrocknen lassen, damit diese nicht schimmeln. Verschließe Klettverschlüsse und öffne Druckknöpfe, um Beschädigungen beim Waschen zu vermeiden.

Für unterwegs eignen sich kleine bis mittlere Wetbags, um die Stoffwindeln problemlos nach Hause zu transportieren.

Die Wahl des richtigen Waschmittels

Als Waschmittel empfehle ich dir für das Saugmaterial ein Vollwaschmittel Pulver sensitiv. Verwendest du ein Baukastensystem, dann füge dem Waschpulver noch Sauerstoffbleiche hinzu. Folgende Inhaltsstoffe sollten im Waschpulver nicht enthalten sein:

  • Keine Duftstoffe
  • Keine optischen Aufheller
  • Keine Farb- und Konservierungsmittel
  • Kein hoher Seifenanteil (Seife kann Saugleistung von Mikrofaser beeinträchtigen)

Verwende außerdem keinen Weichspüler, Hygienespüler oder selbstgemachte Waschmittel. Möchtest du das Saugmaterial beispielsweise aufgrund einer Pilzinfektion desinfizieren, dann gebe dem Vollwaschmittel noch einen EL Sauerstoffbleiche hinzu.

Beachte bei der Dosierung die Packungsangabe. Zu wenig Waschmittel ist aus hygienischen Gründen nicht gut, zu viel mindert die Saugfähigkeit und schadet der Umwelt.

Saugeinlagen richtig waschen

Fülle die Waschmaschine nur etwa bis zu 2/3, es sollte oben noch mindestens eine Handbreite Platz sein.

Wasche die Saugmaterialien zuerst in einem Vorwaschprogramm mit Abpumpen und verwende bei starker Verschmutzung 2 EL Waschmittel. Dadurch werden Urin und Stuhlreste bereits überwiegend ausgespült.

Anschließend wählst du ein Koch-, Buntwäsche oder Baumwollprogramm aus. Die Waschzeit beträgt dabei etwa 2–3 Stunden, wasche bei 60° und 800-1000 Umdrehungen. Wasche nicht mit einem Eco-Modus, da dabei zu wenig Wasser verwendet wird und die erforderlichen 60° nicht erreicht werden.

Saugeinlagen richtig trocknen

Wasche so, dass du Zeit hast, die Wäsche sofort trocknen, damit diese nicht lange nass herumliegt. Achte auf die Herstellerangabe, ob das Saugmaterial in den Trockner darf. Wenn möglich, die Wäsche auf einer Leine in der Sonne trocknen lassen. Dadurch trocknen die Saugeinlagen sehr schnell und die Sonne bleicht Verfärbungen.

PUL-Überhosen waschen

Wasche bei PUL-Überhosen grobe Verschmutzungen direkt nach dem Wickeln per Hand aus. Verschließe Klettverschlüsse und öffne Druckknöpfe und wasche Überhosen in einem Wäschenetz, um Beschädigungen beim Waschen zu vermeiden.

PUL-Überhosen brauchst du nicht nach jeder Verwendung zu waschen, sondern können bei Nässe ausgelüftet und wieder verwendet werden. Waschen solltest du sie dann, wenn sie müffeln oder verschmutzt sind. Meist ist das 1-2x die Woche notwendig, die Überhosen zu waschen.

Du kannst sie zusammen mit Kleidung bei 30° und 800 Umdrehungen in die Buntwäsche geben. Verwende dabei ein Colorwaschmittel, das keine Bleiche enthält. Sind die Überhosen mir Stuhl in Kontakt gekommen, kannst du sie zusammen mit den Saugmaterialien bei 60 Grad und mit einem Vollwaschmittel waschen.

PUL-Überhosen dürfen nicht in den Trockner und nicht auf einer Heizung oder in der Sonne getrocknet werden. Denn dadurch kann sonst die Beschichtung beschädigt werden. Hänge sie zum Trocknen drin oder im Schatten auf.

Wollüberhosen waschen und pflegen

Bei Wolle ist es grundsätzlich wichtig, dass sie keinen Temperatursprüngen ausgesetzt ist und nur gering geschleudert wird. Damit Wollüberhosen überhaupt wasserdicht sind, müssen sie regelmäßig gefettet werden. Hast du Wollüberhosen neu gekauft, müssen diese zunächst gewaschen und eingefettet werden. Wasche und fette sie beim ersten Mal getrennt, damit sie nicht aufeinander abfärben.

Wollüberhosen richtig waschen

Wollüberhosen können aufgrund der Eigenschaften der Wolle seltener gewaschen werden als PUL-Überhosen. Meist reicht es, sie alle 2–3 Wochen zu waschen und sie zwischendrin nur zu lüften. Wasche sie, wenn sie verschmutzt sind und verwende dabei ein extra Wollwaschmittel.

Brause frischen Stuhl direkt mit der Duschbrause ab und wasche sie anschließend. Sind die Stuhlflecken sehr hartnäckig, dann lege die Wollüberhose im feuchten Zustand in die Sonne, aber nicht zu lange.

Beim Waschen kannst du zwischen Handwäsche und Maschinenwäsche wählen.

Handwäsche:

  1. Lasse lauwarmes Wasser ins Waschbecken einlaufen
  2. Füge Wollwaschmittel und die Wollüberhosen hinzu
  3. Bewege und knete sie sanft
  4. Drücke sie leicht aus, aber wringe sie nicht
  5. Wasche die Waschmittelreste unter fließendem Wasser (auch lauwarm) aus
  6. Lege sie zum Trocknen über einen Wäscheständer, nicht hängen

Waschmaschine:

  1. Fülle Wollwaschmittel in das Waschmittelfach
  2. Wähle das Wollwaschprogramm aus, wenn vorhanden
  3. Achte auf eine niedrige Schleuderzahl und kalte Temperatur
  4. Lege sie zum Trocknen über einen Wäscheständer, nicht hängen

Wollüberhosen auskochen (zur Desinfektion)

Wenn die Wollüberhose trotz Waschen komisch riecht oder dein Baby eine Pilzinfektion hatte, gibt es die Möglichkeit, sie auszukochen. Allerdings ist das nur bei Wollüberhosen ohne Gummi möglich. Achte darauf, die Wollüberhosen während dem Auskochen nicht zu bewegen, da sie sonst verfilzen.

  1. Fülle einen Topf mit kaltem Wasser und mache die Wollüberhosen hinein
  2. Erwärme das Wasser, bis es fast kocht
  3. Halte die Temperatur für 5 Minuten
  4. Nehme den Topf vom Herd und lasse das Wasser abkühlen
  5. Nehme die Wollüberhosen nun aus dem Wasser und spüle sie unter fließendem Wasser aus (gleiche Temperatur, also kalt),
  6. Anschließend drückst du sie leicht aus (nicht wringen!) und fettest sie

Wollüberhosen fetten

Damit Wollüberhosen überhaupt wasserdicht sind, müssen sie gefettet werden. Die ersten 2–3 mal musst du eine Wollüberhose nach jedem waschen fetten. Später reicht es, nach allen paar malen waschen sie wieder zu fetten. Neue Wollüberhosen solltest du einzeln fetten, damit sie nicht aufeinander abfärben.

Lanolinlösung selbst herstellen:

  1. Wasser in Wasserkocher kochen und in eine Tasse gießen
  2. Füge einen halben Teelöffel Lanolin/Wollfett hinzu
  3. Rühre kräftig um, bis sich das Fett verflüssigt hat (nun sind Fettaugen zu sehen)
  4. Füge Spülmittel hinzu und rühre kräftig um (Flüssigkeit nun milchig weiß, ansonsten mehr Spülmittel hinzufügen)

Fetten:

  1. Fülle 2l Wasser in eine große Schüssel und gebe die Lanolinlösung hinzu
  2. Schließe vorhandene Klettverschlüsse und drehe die Überhose auf links
  3. Lege alle Wollüberhosen in das Wasser und tauche sie sanft unter, bis sie vollständig bedeckt sind
  4. Beschweren sie mit einem Teller und lasse sie über Nacht ziehen
  5. Drücke sie sanft aus (nicht wringen!)
  6. Lasse sie liegend an der Luft trocknen (legen, nicht hängen)

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Stoffwindeln

Wie viele Stoffwindeln brauche ich?

Wäschst du alle 3 Tage, benötigst du mindestens 24 Windeln. Pro Tag benötigst du etwa 6 Stück (5 tagsüber, 1 nachts). Neugeborene brauchen hingegen etwa 10 Windeln pro Tag. Wäschst du alle zwei Tage, brauchst du 30 Newborn-Stoffwindeln.

Sind Stoffwindeln hygienisch?

Wenn du dich an die Wasch- und Pflegeempfehlungen hältst, dann sind Stoffwindeln hygienisch. Milchstuhl ist wasserlöslich und wäscht sich deshalb einfach aus. Wenn der Stuhl fester ist, entsorgst du diesen mithilfe eines Windelvlieses und landet daher nicht mit in der Waschmaschine. Flecken, die nach dem Waschen verbleiben, sind hygienisch unbedenkliche Verfärbungen.

Wie lagere ich benutzte Stoffwindeln?

Zu Hause kannst du die benutzten Windeln in einem offenen Windeleimer mit Wäschenetz oder in einem großen Wetbag sammeln. Unterwegs ist eine mittelgroße bis kleine Wetbag empfehlenswert.

Wie oft muss man Stoffwindeln wechseln?

Wie oft du die Windel wechseln musst, ist von Baby zu Baby unterschiedlich. Außerdem ist es auch abhängig von Alter, Tageszeit und wie die Windel bestückt ist. Als ungefähren Richtwert gilt, dass man die Windel tagsüber alle 2–4 Stunden wechselt. Nachts halten besonders saugstarke Windeln bis zu 12 Stunden, ggf. wickelst du nachts noch einmal.

Was kosten Stoffwindeln?

Wie viel dich Stoffwindeln kosten, hängt von verschiedenen Faktoren ab (System, Menge, neu/gebraucht).
Günstig: Ein günstiges Windelsystem aus Überhosen, verschiedenen Einlagen und Windelvlies kannst du schon für um die 400 € bekommen.
Teuer: Ein teureres Windelsystem aus All-in-Ones kann um die 800–1000 € kosten.

Wie lange kann man Stoffwindeln benutzen?

Die Stoffwindeln halten ungefähr 3 Jahre, also bis die meisten Kinder trocken sind. Je nach Material und Verarbeitung und bei guter Pflege können die Stoffwindeln auch noch für ein zweites oder drittes Kind verwendet werden.

Wie viel Geld spart man mit Stoffwindeln?

Wickelst du mit Stoffwindeln, kannst du bis zu 1000 € sparen. Abhängig davon, welches Stoffwindelsystem du wählst und welche Wegwerfwindeln du kaufen würdest.

Wie viele Stoffwindeln braucht man am Tag?

Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Als Richtwert gilt: 6 Stoffwindeln (5 tagsüber und 1 für nachts). Für ein Neugeborenes benötigst du etwa 10 Stoffwindeln am Tag. Wenn du dein Kind ab und zu abhältst (auch windelfrei genannt) brauchst du entsprechend weniger.

Helfen Stoffwindeln beim Sauber werden?

Ja, Stoffwindeln können dazu beitragen, dass Kinder schneller trocken werden. Denn sie lernen, wann sie urinieren oder Stuhlgang haben, da sie das nasse oder schmutzige Gefühl deutlicher spüren, als bei Wegwerfwindeln. Wie du deinem Kind auch ohne intensives Töpfchentraining zum sauber werden verhelfen kannst, erfährtst du in diesem Artikel.

Was braucht man, um mit Stoffwindeln zu wickeln?

Neben den Stoffwindeln selbst brauchst du zusätzlich:

  • 2 große Wetbags oder einen Windeleimer
  • 2 kleine/mittelgroße Wetbags
  • 2 Wäschenetze
  • 2 Rollen Windelvlies
  • 25-50 Waschlappen oder waschbare Feuchttücher
  • Vollwaschmittel (Saugmaterial)
  • Colorwaschmittel (PUL-Überhosen)
  • Wollwaschmittel und Wollfett (Wollüberhosen)

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